Tote und absterbende Bäume sind Bestandteil der natürlichen Walddynamik und bieten einen reichhaltigen Lebensraum für unzählige darauf spezialisierte Tier- und Pflanzenarten. So haben zwar die europäischen Biodiversitäts-Konvention und das europäische Schutzsystem NATURA 2000 dazu beigetragen, dass der Erhalt alter Bäume und des Totholzes in forstliche Zielsetzungen Eingang gefunden hat. Aktuell sind jedoch viele Wälder noch sehr arm an solchen Strukturen.
Demgegenüber finden sich in der Stadt, in Parks, Gärten und an den Straßen zahlreiche „geschädigte“ Altbäume, die oft aus Sicherheitsaspekten oder aus ästhetischen Gründen beseitigt oder durch falsch verstandene Pflege in ihrer Lebensraumqualität entwertet werden. Aber gerade diese städtischen Bäume können wertvolle „Trittsteine“ in einem Biotopverbund, z.B. für die auf Biotopholz angewiesenen extrem bedrohten und wenig mobilen Totholzkäfer u.a. Arten sein.
Unter Biotopholz verstehen wir lebende oder abgestorbene Holzbereiche, die u.a. durch Schwächung oder Schädigung (z.B. durch holzzersetzende Pilze) von anderen Organismengruppen, wie z.B. zahlreichen Insektengruppen, Säugern wie z.B. Fledermäusen und höhlenbewohnenden Vögeln besiedelt werden können. Besiedelte Bereiche können schon kleine Bereiche sein, z.B. tote Äste, starke Äste mit Höhlungen (z.B. durch Spechte), aber auch ganze Stämme mit Kernfäule (mit und ohne Öffnung).
Biotopholz ist also mehr als "nur" Totholz, es umfasst Holz in all seinen "Erhaltungsformen", als Lebensraum für viele Organismen, die auf die verschiedenen entstehenden Substrate spezialisiert sind. Biotopholz ist also sowohl der schöne Altbaum im Park mit Höhlen und Rissen als auch der pilzbefallene Obstbaum im Garten, ist sowohl liegengelassener Astschnitt als auch ein verpilzter und modriger Stubben usw.